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Das bekannteste Merkmal von Gedichten ist sicherlich, dass sie sich „reimen“. Damit ist
gemeint, dass sich die Wörter am Ende der Verse reimen können (Endreime).
Das dadurch entstehende Muster verleiht dem Gedicht einen starken Zusammenhang und eine
geordnete Struktur.
Was genau versteht man eigentlich unter dem Begriff Reim?
Den Gleichklang von Wörtern ab der letzten betonten Silbe.
Randnotiz: Goethe soll mit hessischem Akzent gesprochen haben, was dazu führt, dass sich so
manches in dieser Mundart reimt, nicht aber auf Hochdeutsch.
Doch Goethe ist es durchaus zuzutrauen, dass er sich dieses Unterschieds bewusst war und Abweichungen ebenso
einsetzte.
Notizen auf dem Blatt
Bei der Analyse werden Reime am Ende von Versen (Endreime) mit demselben
Kleinbuchstaben gekennzeichnet.
Reimlose Verse in einem ansonsten gereimten Gedicht nennt man Waise, die mit einem x gekennzeichnet werden.
Weiterhin unterscheidet man zwischen reinen und unreinen Reimen.
Bei reinen Reimen haben die Wörter den gleichen Klangwert (mein – dein – sein – fein), bei
unreinen Reimen klingen die Wörter nur annähernd gleich (Gemüt – Lied, Straßen – Gassen).
Hinweis: Einige Lehrer mögen es, wenn unreine Reim mit einem Apostroph angezeigt
werden, also etwa a b b a’.
Auffrischung: Die häufigsten Reimschemata
Paarreim: a a b b
Kreuzreim: a b a b
Umarmender Reim: a b b a
Schweifreim: a a b c c b
Verschränkter Reim: a b c a b c
Dreireim: a a a
Haufenreim: a a a b b b
Was nun, wenn sich da aber so gar nichts reimen will?
In diesem Fall spricht man von einem reimlosen Gedicht.
Wie alles andere, ist natürlich auch das vom Dichter gewollt.
Denn wie immer gilt: je gleichmäßiger ein Gedicht gebaut ist, desto harmonischer wirkt es.
Und dieser Effekt kann unerwünscht sein.
Das Fehlen von Endreimen wird gerne als Merkmal von modernen Gedichten angeführt.
Jedoch ist bereits Goethes „Prometheus“ (1774) völlig reimlos.
Randnotiz: Sämtliche Dramen von Shakespeare sind im Blankvers abgefasst, also in einem
fünfhebigen, reimlosen Jambus mit elf Silben. Diese Form übernahm Schiller für seine
Tragödie „Maria Stuart“ (1800), die nur an entscheidenden Stellen vom Blankvers abweicht.
Wo wir schon am Versende sind, wie sieht es denn eigentlich aus mit den…